Kap. 2 - Integrität ist das einzige Tor zum Erfolg
Im Jahre 1896 betrachtet Max Weber eine Europakarte mit den Industrieregionen und eine andere Karte mit der Verbreitung der christlichen Konfessionen. Plötzlich durchfährt ihn ein Schock: Sämtliche Industrieregionen in England, Flandern, Deutschland, der Schweiz und der Tschechei sind kalvinistisch; und auch das angelsächsisch-puritanische Nordamerika.
Mit ihrem Wissen in der Metallverarbeitung hätten die Römer vor 2.000 Jahren die Dampfmaschine bauen und damit Geräte antreiben können. Ihnen fehlte eine „Protestantische Ethik". Ohne Johannes Calvin hätte es die Industrialisierung nicht gegeben. Calvin verbannt Orgel und Gesang aus der Kirche, lässt wertvolle Wandgemälde übertünchen und Kritiker hinrichten.
Luther wendet sich gegen Wucher und Zins; Calvin findet sie gut. Luthers Gott ist ein Gott der Liebe, Güte und Barmherzigkeit, der Sünden vergibt und uns in der Not hilft. Calvins Gott ist ein Gott der Allmacht, des Allwissens, der Herrlichkeit, der bedingungslosen Gehorsam fordert, die von ihm Auserwählten aber schon in diesem Leben mit Reichtum segnet.
Wer sich des eigenen Auserwähltseins vergewissern will, kämpft um jeden Preis für den eigenen Erfolg. Gewinnsucht und Geschäftsgeist unter dem Deckmantel der Frömmigkeit versehen den Reichtum mit einem Heiligenschein. „Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, denn dass ein Reicher ins Himmelreich komme“, sagt Jesus dazu.
Die Strategie der Evolution ist Kooperation. Charles Darwins „survival of the fittest“ meint nicht Stärke, sondern Wandlungsfähigkeit und Flexibilität. Business Reframing führt zu dem Mehrwert, den dieser Kraftquell des Lebens uns bietet.
Kap. 3 - Unternehmen sind "nicht" für den Markt da
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts propagiert die Ökonomie ein stetiges, gleichgewichtiges Wirtschaftswachstum – eine Tischlein-deck-dich-Lehre. Politiker greifen solche Konzepte begeistert auf, ermöglichen sie ihnen doch, denen, die sie wiederwählen sollen, mehr zu versprechen, ohne es denen, die schon viel haben, wegnehmen zu müssen.
Die Vorgabe „wachsen oder untergehen" ist wie die Aerodynamik während der Startphase eines Flugzeugs; wenn es nicht beschleunigt und aufsteigt, stürzt es ab. Wachstum erscheint als Voraussetzung für unternehmerisches Überleben. Dem Wachstum wird alles andere untergeordnet. Alle müssen dafür Opfer bringen, so wie sie früher den Göttern geopfert haben.
Sogar die Zerstörung der Natur wird rentabel vermarktet. Aber der Planet Erde antwortet. In ihrem Gleichgewicht bietet sie uns Fülle, Schönheit, Harmonie und in ihrem Ungleichgewicht Naturkatastrophen. Wir können unseren zeitlichen Horizont auf diese eine irdische Existenz beschränken und die Bedingungen zerstören, unter denen Leben auf der Erde fortbesteht.
Viele von uns verstehen die Sprache der Erde. Verantwortungsvolle Unternehmer ordnen sich nicht dem Markt unter; sie unterwerfen den Markt einer besseren Zukunft. Dabei werden sie zu bewussten Gestaltern; diese investieren Zeit, Kraft und Geld in ihre Abenteuer und Träume, in sich selbst. Alle Menschen, die Bedeutendes geschaffen haben, spiegeln sich in ihrem Werk.
Mit Business Reframing wird eine Zukunft von Menschen erschaffen, die sich einbringen, mitdenken, mitgestalten und Fehler machen, um daraus zu lernen. Sie entwickeln Lösungen, um über sich hinauszuwachsen und bilden Gemeinschaften, denen sie verbunden sind.
Kap. 5 - Sachkonflikte gibt es nicht
Das Frühstück schmeckt nicht. Der Grabenkampf liegt mir im Magen. Ich will und muss kämpfen und den Firmeninhaber zu einer Entscheidung bringen. Und wenn sie gegen mich ausfällt, ist es auch gut; dann werde ich um Verständnis bitten und den Auftrag zurückgeben. Das ist eine ehrenhafte Niederlage. Mein Auftraggeber führt mich ins Konferenzzimmer wo das Projektteam versammelt ist. Als ich dem Projektleiter die Hand gebe, erstarre ich, mit diesem gestriegelten Widerling, diesem eiskalten Pokerface will ich nicht zusammenarbeiten.
Als die Runde vollständig um den Besprechungstisch sitzt, schaue ich Herrn Paul an, Herr Paul schaut mich an, der Inhaber wirkt etwas abwesend, alle anderen schauen nach unten, ahnen wie es weitergeht, wissen nicht wie es ausgeht und wollen sich heraushalten. „Nun?“ eröffnet der Chef den Ring und nachdem er betretenes Schweigen erntet: „Möchte jemand etwas sagen?“
Ich hole tief Luft, atme unendlich viel Kraft ein; alle bekommen es mit und schauen mich erwartungsvoll an. „Ja“, beginne ich, „ich möchte sagen, warum wir so hier nicht weiterkommen. Das hat einen Grund und der ist, dass ich Sie, Herr Paul, nicht leiden kann.“ Plötzlich sind alle hellwach, sitzen kerzengerade, die Münder geöffnet, die Pupillen riesengroß, die Hände verkrampft, die Knie um die Stuhlkanten gepresst und halten die Luft an, die unter Hochspannung knistert. Die Blicke blitzen hin und her, von mir zu Herrn Paul, von Herrn Paul zu mir, und durchbohren uns beide. Ich lehne mich erleichtert zurück. Es ist vollbracht. Herr Paul ist versteinert, regungslos, ausdruckslos, fassungslos, und nachdem er spürt, dass er im Mittelpunkt steht, schaut er mich lange an, sehr lange, mit stahlhartem Blick, den ich ertragen muss, direkt in die Augen. Und dann antwortet er: „Und ich Sie auch nicht
Wir müssen die Sitzung verlängern. Den ganzen Tag dauert sie, bis sieben Uhr am Abend. Und dann liegt das Ergebnis auf dem Tisch: die beste Lösung des Problems, die möglich ist. Alle haben daran mitgewirkt und sehr viel beigetragen. Es ist nicht seine Lösung, es ist auch nicht meine. Das Beste ist besser als alles, was Herr Paul oder ich allein je zustande gebracht hätten.
Keiner von uns konnte ahnen, was möglich ist; keiner von uns hat ohne die Beiträge der anderen auf die Idee kommen können. Wir haben eine außergewöhnliche Innovation zustande gebracht, die alle begeistert. Sachkonflikte gibt es nicht! Mit Business Reframing erweitern Sie Ihr Kommunikationsverständnis, dadurch werden Prozesse effizienter, Produkte innovativer und Unternehmen wettbewerbsfähiger.
Kap. 6 - Organisatorische Macht ist wirkungslos
Am Nachmittag entscheiden sie, dass sie noch einmal übernachten müssen, fahren zurück in das Hotel, aus dem sie abgereist sind und gehen auf die Empfangstheke zu. Eine Rezeptionistin schaut sie entgeistert an: „Herr Peters, Herr Waterman, Sie haben heute früh ausgecheckt, was ist passiert?“ – „Woher kennt sie unsere Namen?“, schießt es den beiden durch den Kopf.
Als sie sich die Bilanz der Hotelgesellschaft anschauen, staunen sie über den hohen Gewinn. Und nachdem sie Hunderte von Bilanzen aus vielen Branchen verglichen haben, kommen sie zu ihrem Ergebnis: Hohe Gewinne werden nur dort erzielt, wo die Mitarbeiter an der Basis der Unternehmenshierarchie sich mit dem Unternehmen identifizieren.
Leistungsfähige Menschen, die sich mit dem Unternehmen identifizieren, sind psychisch normal. Psychisch normale Menschen sind weder Märtyrer, die sich selbst und ihre eigenen Interessen zum Wohle des Ganzen opfern, noch Masochisten, die sie selbst quälen, weil das für andere gut ist. Mitarbeiter geben nur dann ihr Bestes, wenn ihnen die Arbeit Freude bereitet.
Das Geheimnis von Freude an der Arbeit ist eine weitgehende Mitbestimmung am Arbeitsplatz: Jeder wird zur Hälfte nach dem Ergebnis des Profitcenters vergütet, in dem er arbeitet und zur andere Hälfte nach dem Urteil der Kollegen; Kriterium: trägt er zum Ergebnis bei? Die Mitarbeiter entscheiden im Konsens wer ihr Vorgesetzen wird; Kriterium: wer fordert und fördert sie?
Das menschliche Gehirn ist nicht für Dienstleistungen sondern das Lösen von Problemen optimiert, die das Leben immer wieder neu schafft. Stellen Sie in Ihrem Unternehmen um - von einer "Ressourcenverschwendung" zur einer Entfaltungsstätte für Potenziale.
Kap. 8 - Mitarbeiter sind Resonanzkörper
Die Tische sind mit üppigen Blumensträußen und Champagnergläsern geschmückt. Der Raum füllt sich mit vielen Herren und wenigen Damen. Sie wechseln hin und her, stehen redend und lachend in kleinen Gruppen. Mein Vorgänger wird in den Ruhestand verabschiedet. Der Herr vom Vorstand beginnt und lobt den Jubilar mit überschwänglichen Worten: „40 Jahre waren Sie ein engagierter Mitarbeiter, unermüdlich in der Erfüllung Ihrer Aufgaben, zu jeder Zeit eine solide Stütze für das Unternehmen, vorbildlich in der Menschenführung, viele haben sich an Ihnen ein Beispiel genommen, bei Ihren bewundernswerten Leistungen sind Sie bescheiden geblieben, Ihr Ausscheiden wird eine schwer zu schließende Lücke hinterlassen“.
Danach spricht der Personalchef, und dann bin ich an der Reihe. Kurz soll es werden, heiter und entspannt; die Leute sollen etwas zu lachen haben. Nach einigen launigen Vorbemerkungen stelle ich meinem Vorgänger die Frage: „Haben Sie in diesen 40 Jahren eigentlich nie an Scheidung – von der Firma – gedacht?“ Die Gesellschaft lacht gequält. Der Witz ist schlecht angekommen.
Dann kommt der Jubilar. „Mein lieber junger Kollege“, sagt er, „das ist eine interessante Frage und ich muss Ihnen sagen, wenn Sie mich das vor einem Jahr gefragt hätten, hätte ich Ihnen nicht ehrlich geantwortet. Wenn ich nachher hier herausgehe, bin ich ein freier Mann, und deshalb kann Ihre Frage jetzt offen beantworten: An Scheidung habe ich nie gedacht – aber an Mord“.
Sind Sie schon einmal durch die Eingangstür eines Unternehmens gegangen und haben sofort – noch bevor Ihnen der erste Mensch begegnet ist – gespürt, dass Sie da nicht hingehören? Sind Sie schon einmal in einen Laden, in ein Restaurant, in eine Galerie, in ein Gebäude gekommen und haben sofort gespürt, dass Sie hier gern bleiben möchten?
Menschlichkeit, Vertrauen und Beziehung bringen große Vorteile und kosten nichts. Die meisten Menschen wünschen sich ein intaktes soziales Umfeld. Machen Sie Ihr Unternehmen mit einer humanen Ausrichtung anziehend und charismatisch.
Kap. 9 - Unternehmen sind Neuronenkraftwerke
Ein Zulieferer ist im Würgegriff seiner großen Kunden. Er führt sein Unternehmen weiter, um die Arbeitsplätze zu erhalten. „Wir müssen die Abhängigkeit umkehren,“ das ist sein Traum. „Das ist doch ganz und gar unmöglich“, wenden seine Führungskräfte ein, „Zulieferer können die Bedingungen nie diktieren; Ihr Traum ist eine Illusion“.
„Ich weiß nicht, wie es gehen soll, aber ich will es,“ antwortet der Unternehmer. In einer Business Reframing Klausur mit seinem Führungskreis müssen alle Äußerungen dazu beitragen, wie es gehen kann und wird. Am Ende steht das Konzept. Der Unternehmer gewinnt die Entwicklungschefs seiner großen Kunden dafür, zu einer „Zukunftswoche“ in sein Werk zu kommen.
Die Entwicklungschefs entwerfen das Produkt der Zukunft. Jeder hat mitgewirkt, das Ergebnis ist etwas Besonderes. Niemand gibt sich danach mit weniger zufrieden. Alle kaufen jetzt dieses von ihnen mitentwickelte Produkt ein. Der Umsatz ihres Zulieferers weitet sich aus; zwei neue Werke im Ausland kommen hinzu. Seine großen Kunden sind jetzt von ihm abhängig.
Was wir nicht denken können, existiert für uns nicht. Fragen erschaffen das, wonach gefragt wird, im Denken. Das Denken erschafft das, woran gedacht wird, in der Wirklichkeit. Viele Menschen erforschen eine Sache nicht, sondern verteidigen ihre vorgefasste Sicht. Business Reframing erweckt die gelähmte Fantasie und ebnet einer besseren Lösung den Weg.